Ortsteil Munasiedlung

49° 26′ N, 10° 23′ O

Ortsteil Munasiedlung

Die Siedlung liegt nahe deren Trauf auf der Frankenhöhe am Hohen Steig unweit der Quelle der Fränkischen Rezat. Sie besteht aus der Siedlungsstraße mit 55 Häusern und einigen Nebengebäuden. Sie ist außer an der Südseite von Wald umgeben. Im Nordosten befindet sich der Steigschlag, im Osten der Hartschlag. Südlich des Ortes fließt der Hartgraben, ein längerer rechter Zufluss der obersten Fränkischen Rezat. Dort befindet sich das Naturschutzgebiet Weiherboden. 1 km nördlich erhebt sich der Petersberg (504 m ü. NHN).

Die Bundesstraße 13 führt nach Marktbergel (2 km nordwestlich) bzw. nach Oberdachstetten (3 km südöstlich). Eine Gemeindeverbindungsstraße führt zur Kreisstraße NEA 39 bei Obernzenn (5,5 km nordöstlich).

Ortssprecher: Bernd Finkenberger

historie

Die Geschichte

Was früher eigentlich Marktbergeler Waldgelände war, wurde mit Beginn des März 1936 etwas völlig Neues: Vertreter er ehemaligen Luftwaffe legten den Grundstein zur Munasiedlung. Es sollte eine Munitonsanstalt für die Luftwaffe gebaut werden und dazu benötigte man aus dem Gemeindewald etwa hundert Hektar, ein Fünftel des gesamten Waldbestands. Dieses riesige Gelände mit hochwertigem und schlagreifen Bestand der Gemeindewälder Westheim und Urfersheim. Obwohl man eigentlich nicht verkaufen wollte, kam es unter dem Druck der Umstände zu einem formellen Verkauf, der in Wirklichkeit aber mehr einer Enteignung entsprach. Die später ausgezahlte Entschädigungssumme von etwa 250.000 Reichsmark erwies sich schließlich niedriger als dem Reich zugeflossene Erlöse aus den umfangreichen Holzeinschlägen.

Damit war es aber noch nicht geschehen, denn im Kriegsjahr 1943 verschluckte die Lufthauptmunitionsanstalt nochmal 4,5 Hektar gemeindlichen und privaten Waldes, dessen Holzeinschlag natürlich auch dem neuen Besitzer zufloss. Dieses Gelände wurde übrigens nach dem Krieg mit Baracken für das Flüchtlingslager und später mit einigen Wohnblöcken bebaut.

Es ist sicherlich verständlich, dass diese Machenschaften zunächst auf wenig Sympathie bei der Bevölkerung stießen. Dennoch, als nach einer Rekordbauzeit noch 1936 der Betrieb in der großen Anlage (79 Munitionsbunker, 12 Zünderbunker, 24 Pulverlager, Lagerhallen, Gerätehallen, 8 Sprengplätze, 5 Warttürme, 14 Wohnlager, Verladerampen und weitere Baracken (Lit. Staatsarchiv Nr. 826) aufgenommen wurde, änderte sich das Bild insoweit, als zahlreiche Einwohner des Marktes und auch der Umgebung dort lohnende Arbeit fanden. Die Einwohnerzahl des Marktes wuchs, denn manche Familie, die ihre Existenz in der Muna gefunden hatte, siedelte sich in Marktbergel an. 1936/37 wurde ein rund drei Kilometer langes Anschlussgleis von Oberdachstetten (Bahnlinie Ansbach-Würzburg) zur Munitionsfabrik verlegt. Während des Krieges soll hier sogar ein Personenzug für die Arbeiter gefahren sein. Im Jahre 1968 wurde die als nun überflüssig erachtete Strecke demontiert.

In Erinnerung ist auch noch der Bau Munastraße (jetzige Weinbergstraße) 1937/38, deren massive Rollierung und Beschotterung (eine Teerung war nur in den Kurven erfolgt), sich bis in die jüngste Vergangenheit dauerhaft zeigte. Im Rahmen seiner zu jener Zeit lebhaften Reisetätigkeit wohnte auch Adolf Hitler der Eröffnung bei. Der Kriegsausbruch unterbrach jäh diese an sich für den Ort erfreuliche wirtschaftliche Entwicklung.

Große Sorgen bestanden am Kriegsende, als man die Bombardierung der Muna befürchtete, die jedoch Gott sei Dank ausblieb.

Das Kriegsende brachte der zunächst ja herrenlosen Muna mit ihren reichen Beständen schlagartig zahlreiche Plünderungen von nah und fern. Die neuen Herren, die amerikanische Besatzungsmacht, zog ein, der traurige Flüchtlingsstrom der ersten Nachkriegsjahre fand seinen Niederschlag in einem ausgedehnten Regierungsflüchtlingslager, das der Marktgemeinde und dem Landkreis Uffenheim eine Menge neuer Aufgaben und Verpflichtungen brachte.

Hier ist zu vermerken, dass z. B. Mitte 1954 von den 1637 Einwohnern Marktbergels rund 400 in der Muna, und zwar hauptsächlich in der Siedlung wohnten. Zur Siedlung gehörte als Rest des Regierungsflüchtlingslagers das Behelfswohnlager des Landkreises. In diesem Barackenlager mussten 76 Familien mit 220 Angehörigen hausen. In diese Zeit fällt auch der Bau der ersten Wohnhäuser der Baugenossenschaft Selbsthilfe Uffenheim.

Am 14. August 1952 hatte die amerikanische Besatzungsmacht das Gesamtgelände der Bundesvermögensverwaltung übergeben. Nun begann eine bis 1960 währende Prosperität von größeren und kleineren Industriebetrieben und der Arbeit einer Zollhundeschule auf dem Gelände und in den stehengebliebenen Hallen. Neben dem Material-Bataillon 210 der Bundeswehr, in der Frankenkaserne stationiert, und einer heute allerdings leer stehenden Amerikaner Siedlung, stellten sechs Betriebe dort ihre Erzeugnisse her: Die Metallwarenfabrik Maier & Co (ein Zweigbetrieb einer Nürnberger Firma), das Betonwerk Pester, die Bauschreinerei Schulz, die Firma Trümpelmann, die feuerfeste Erzeugnisse herstellte, der Stahl und Blech verarbeitende Betrieb Caspari und die Großgärtnerei Lober. 1958 bestanden Pläne, ein neues Lager für Ostflüchtlinge zu errichten, was allerdings am erbitterten Widerstand sowohl der Gemeinde als auch des Landkreises scheiterte. 1960 brachten verteidigungspolitische Gründe das „Aus“ für den größten Teil der Betriebe, von denen sich einige im Kernort ansiedelten. Die Pläne, die Kaserne verstärkt mit Bundeswehr zu belegen, scheiterten in den frühen sechziger Jahren, so dass der Höhepunkt der Munasiedlung, zu dem sie zeitweise mehr als 800 Personen und über 100 Schulkinder beherbergte überschritten war. 1965 schlug auch die letzte „Schulstunde“, der einklassigen Munaschule. In guter und auch weithin bekannter Erinnerung sind auch sicherlich die Gaststätten betriebe der Muna geblieben. 1959/60 konnte nach dem Abbruch der katholischen Kirchbaracke eine kleine, dem St. Bonifatius geweihte Kirche erbaut werden. Diese wurde 2011 säkularisiert und an einen Privatmann verkauft. Hatte man sich noch 1966 einen anderen, weniger militärisch angehauchten Ortsnamen gewünscht, so hat man sich nun damit abgefunden und die derzeitigen Einwohner fühlen sich in dem idyllisch am Waldrand gelegenen Ortsteil offensichtlich wohl.

Zeitpunkt Ereignis
Frühjahr 1936
Baubeginn der Lufthauptmunitionsanstalt 1/XIII Oberdachstetten
26.09.1936
Richtfest Lufthauptmunitionsanstalt 1/XIII
Ende 1936 / Anfang 1937
Beginn der Fertigung von 8,8cm Flak-Granaten mit 400 Arbeitern
bis April 1945
Fertigung von 8,8 / 10,5 / 12,8 / 3,7 und 2 cm Geschossen mit 3.000 Arbeitern
17. April 1948
kampflose Einnahme durch die Amerikaner
Sommer 1948
Sprengung aller (über 100) Bunker
1945 - 1954
Nutzung durch die Amerikaner unter zeitweiliger Führung des späteren Stellv. Insp. Heer, Generalleutnant Heinz Kasch
1954 - 1959
Nutzung durch die Zollhundeschule; Unterbringung von Heimatvertriebenen
1959 - 1962
Standort des Materialbataillon 210 und Pionierbataillon der Bundeswehr
1960
Namensgebung "Frankenkaserne"
Juli 1962 - Sept 1968
Nutzung durch Fernmeldeausbildungskompanie 426 (ELOKA)
1962
Errichtung Mobilmachungsstützpunkt I (4 große Lagerhallen in Leichtbauweise)
in der Folgezeit
konnten 24 Geräteeinheiten der Bundeswehr die Frankenkaserne (Muna) ihre Heimat nennen, darunter das Heimatschutzregiment 76 und die Instandsetzungslenkgruppe 761
Mai 1983 - Sept 1991
Standort des Jägerausbildungszentrums 56/1
1994
Rückverlegung des Wehrleitersatzbataillon 878 und Aufstellung des Heimatschutzbataillon 763
14. Oktober 1998
Einzug des VBK 63 in die Frankenkaserne
Skip to content